Mittwoch, 22. Dezember 2010

Ciao Bearzot

Der Weltmeistertrainer von 1982 hat das Spielfeld verlassen. Diese banale Meldung traf mich gestern wie ein Blitz. Der Leser fragt sich an dieser Stelle, warum dies einem Mensch meines Jahrganges so nahe geht. Für diejenigen, welche der italienischen Sprache mächtig sind, empfehle ich diesen link:

http://controcampo.sportmediaset.it/wpmu/2010/12/21/siam-tutti-figli-di-bearzot/#more-1653

Für alle andere, hier meine Hommage an einer der letzten Grandseigneur im italienischen Fussball.

Der „Mundial“ 1982 weckt bei mir nach wie vor grössere Emotionen als die WM 2006. Das hat mehrere Gründe. Infantilismus. Wie leichtsinnig waren wir auf dem Pausenplatz. Wir spielten Fussball wann immer wir konnten und hatten davon nicht wirklich eine Ahnung. Brasilien war damals der Favorit, zusammen mit Argentinien. Deutschland, natürlich auch. Aber das kümmerte uns nicht. Wir wussten nichts vom Wettskandal, dem schlechten Moment der Mannschaft. Aber in diesem Alter ist träumen erlaubt. Und der Traum ging lange, hörte erst im Endspiel gegen Deutschland auf. Ich kann mich noch sehr gut an das ganze Turnier erinnern. Die „grossen“ waren bereits nach der damals noch üblichen Zwischenrunden völlig überrascht und ungläubig. Wie konnte eine Mannschaft aus Geistern das überhaupt auf die Reihe bringen? Heute ist diese Gruppe ein Mythos. Dino Zoff –mein wohl grösstes Idol und meiner Meinung nach immer noch der beste Torwart der Geschichte- Cabrini, Scirea und und und. Paolo Rossi natürlich, el Pablito. Was diese Truppe zu Stande brachte war einzig und allein der Verdienst von Enzo Bearzot. Er hat das gemacht was Lippi 2006 machte. Mit seinem „silenzio stampa“ schottete er die Mannschaft komplett ab und zog alles Ungemach auf sich. Mein Vater las hin und wieder mal die Gazzetta dello Sport, und ich erinnere mich daran wie im Vorfeld der WM die Presse Bearzot regelrecht auseinander genommen hat. Die gleiche Presse die ihn danach in den Himmel jubelte… Bearzot hatte Eigenschaften, die man heute auf der Trainerbank selten findet. „The special one“ hätte Gut getan, sich Lektionen von Bearzot abzukupfern. Dann wäre er vielleicht nicht nur als Trainer spitze, sondern auch als Mensch. Enzo Bearzot war ein Trainer mit Moral, Ethik und Prinzipien. Eigenschaften eines Grandseigneur, eine Rasse Mensch die heute im Fussball praktisch ausgestorben ist. Ciao Vecio, im Himmel wird nun besserer Fussball gespielt!

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